Erstis, offiziell Erstsemester genannt, sind schon ein
lustiges Völkchen. Die letzten Wochen, kurz nach Semesterbeginn, hatte ich
genügend Gelegenheit, diese doch sehr häufig auftretende Spezies zu studieren.
Dabei habe ich bemerkt, dass einige nicht richtig zu wissen scheinen, was sie
wissen müssen, und wie sie sich zu verhalten haben. Daher ist ihnen dieser
Neuanfang gewidmet.
Das erste was Erstis unbedingt lernen sollten ist, sich
unbedingt an alle Regeln zu halten. In Anstehschlangen vorzudrängeln, um den
begehrten Seminarplatz zu bekommen ist den höheren Semestern vorbehalten. Auch
beim Kampf um die letzten Nahrungsvorräte in der Cafeteria haben sich die
Erstis strikt an die Semesterregelung zu halten. Die streng gegliederte
Uni-Hierarchie untersagt es außerdem, sich irgendwie auffällig zu verhalten
oder sich schon im ersten Semester beim Dozenten einzuschleimen. Auch die
Kopierer sind sofort zu räumen, sollten höhere Semester (besonders
Langzeitstudenten ab 40. Semester) den Raum betreten.
Von diesen Benimm-Regeln mal abgesehen, gibt es weitere
Dinge, die ein Erstsemester unbedingt beherrschen sollte. Zum Beispiel mit
einem verwirrten Gesichtsausdruck direkt im einzigen Durchgang stehen. Ältere
Semester nach Räumen fragen, vor denen man bereits steht oder schlichtweg und
das ist mitunter das Wichtigste, die Sekretärinnen mit gezielt nervigen Fragen
aus ihrer Langeweile holen. Ja, ihr lest richtig, diese netten Damen werden
euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen und sofort erfüllen. Dafür bezahlt ihr
sie doch schließlich. Und die Wartenden vor der Tür können auch am nächsten Tag
noch den Sekretärinnen das Leben versüßen.
Außerdem habt ihr eine große Aufgabe. Schreibt alles von den
schwarzen Brettern der Uni ab, ihr könnt es sicher im Kampf gegen die Politik
der gezielten Desinformation gebrauchen. Scheut euch nicht, eure wertvollen
Informationen („Wusstest du schon, dass in den Büros der Dozenten Müll getrennt
wird...“) an andere weiterzugeben. Informationen sind das Wichtigste und je
mehr Varianten es von einer Verordnung gibt, desto höher ist die Chance, dass
eine davon richtig ist.
Zuspätkommen bei Vorlesungen ist kein Problem, Studenten
sind tolerante Leute und jeder Dozent wartet gerne, bis ihr euch gesetzt habt,
jeden Banknachbar begrüßt und eure Sachen ausgepackt habt.
Außerdem liebe Erstis gibt es noch einige Lerntipps von mir.
Handouts sind das A und O eines jeden Studiums.Versucht
möglichst viele von ihnen zu ergattern, selbstredend auch von Veranstaltungen,
die ihr nie besucht habt – Das macht Eindruck.
Wiederholt ruhig das vom Dozenten Gesagte und fragt, ob ihr
das so richtig verstanden habt. Mindestens 1% der Erstsemester wollten das
Gleiche fragen.
Fangt besser zu früh als zu spät mit dem Lernen an. Drei
Monate vor der Klausur sind nicht übertrieben. Und vergesst nicht, eure
Kommilitonen nach ihrem Lernstand zu befragen und zu schelten, wenn sie noch
nicht angefangen haben.
Im Prinzip könnte ich das ganz jetzt noch ewig weiterführen,
doch zum einen ist mein Platz hier begrenzt und zum anderen müssen ja gewisse
Erfahrungen alleine gemacht werden.
In diesem Sinne einen (verspäteten) erfolgreichen
Semesteranfang und viel Glück vorm Kopierer,
Euer Mike